Joseph Haydn (1732-1809) wird oft als „Vater der Symphonie” bezeichnet, und das aus gutem Grund. Nicht nur, dass er die Symphonie von einer Opernouvertüre – oder Sinfonia – in der Barockzeit zu einem vollwertigen Orchesterwerk neu definierte, er war auch äußerst produktiv in diesem Genre und schrieb während seines langen Lebens 104 nummerierte Symphonien. Viele davon komponierte er in Erfüllung seiner Pflichten als Kapellmeister der reichen Familie Esterházy, doch als sein Ruhm wuchs und er seine Werke an Verleger verkaufen durfte, erhielt Haydn Aufträge für Symphonien, die er vor allem in Paris und London komponierte. Haydn war es, der den Horizont der Symphonie - und ihre Länge - erweiterte und eine viersätzige Struktur einführte, die weit über ein Jahrhundert lang Bestand hatte. Viele seiner Symphonien tragen einen Spitznamen, obwohl sie meist nicht vom Komponisten selbst so getauft wurden... 

Joseph Haydn
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1Symphonie nr. 103 Es-Dur, „Paukenwirbel”

Der Spitzname spricht für sich selbst, aber die Es-Dur-Symphonie ist Teil der zweiten Reihe, die Haydn in London für den großen Impresario Johann Peter Salomon komponiert hat. Nach der imposanten Einleitung – einem Markenzeichen Haydns – schreitet der erste Satz Allegro con spirito mit großem Schwung voran. Die Themen des zweiten Andante-Satzes sollen auf kroatischen Volksweisen beruhen, die Haydn kannte, und das Menuett des dritten Satzes hat einen ziemlich schweren, galoppierenden Stil.


2Symphonie Nr. 83 g-Moll, „La Poule”

Die Nr. 83, eine der sechs Pariser Symphonien, verdankt ihren Beinamen dem gackernden zweiten Thema des ersten Satzes, in dem die Oboe eine Henne zu imitieren scheint. Es ist eine Symphonie voller Humor und gallischer Eleganz.


3Symphonie Nr. 45 fis-Moll, „Abschiedssymphonie”

Diese Symphonie wurde komponiert, als Haydns Mäzen und sein Hofstaat 1772 im Sommerpalast von Eszterházy weilten. Ihr Aufenthalt war länger als erwartet, und die Musiker wollten unbedingt zu ihren Familien nach Eisenstadt zurückkehren, also sandte Haydn eine nicht ganz so subtile Botschaft. Während des Finales hörte jeder Musiker auf zu spielen, löschte die Kerze auf seinem Notenständer und verließ die Bühne, bis nur noch zwei Geiger – Haydn selbst und Konzertmeister Luigi Tomasini – übrig waren. Der Protest zeigte Wirkung und der Hof kehrte am nächsten Tag nach Hause zurück!


4Symphonie Nr. 94 G-Dur, „Paukenschlagsymphonie

Die meisten Menschen wissen, was die „Überraschung” in dieser 1791 für London komponierten Symphonie ist. Während des Andante, das sehr ruhig beginnt, setzt Haydn plötzlich ein Fortissimo ein, das diejenigen, die den Scherz nicht mitbekommen haben, aufschrecken lässt, bevor er leise fortfährt, als ob nichts Ungewöhnliches geschehen wäre.


5Symphonie Nr. 73 D-Dur, “La Chasse”

Diese 1782 komponierte Symphonie wird wegen der Jagdrufe der Hörner im Finale oft als „La Chasse” (Die Jagd) bezeichnet. Das Finale selbst war ursprünglich als Ouvertüre zu seiner Oper La fedeltà premiata komponiert worden.


6Symphonie Nr. 88 G-Dur

Diese fröhliche Symphonie wurde 1787 für Esterhazy komponiert, unmittelbar nach Haydns Pariser Serie. Es ist ein großer Spaß... vor allem, wenn man Leonard Bernstein dabei zusehen kann, wie er die Wiener Philharmoniker „dirigiert”, nur mit seinem Gesichtsausdruck, den Taktstock versteckt er hinter dem Rücken! 


7Symphonie Nr. 6 D-Dur, “Le Matin”

Die Symphonie Nr. 6 D-Dur wurde kurz nach Haydns Eintritt in den Hof von Esterházy geschrieben. Sie erhielt bald den Beinamen „Le Matin” (Der Morgen), da die langsame Einleitung an einen Sonnenaufgang erinnert. Es überrascht nicht, dass die nächsten beiden Symphonien „Mittag” und „Abend” genannt wurden.


8Symphonie Nr. 90 C-Dur

Die Symphonie Nr. 90 wurde vom Grafen d'Ogny für das Concert de la Loge Olympique in Auftrag gegeben. 90 enthält einen weiteren von Haydns charakteristischen Scherzen. Im Finale scheint Haydn die Musik zu ihrem Ende zu treiben – vielleicht, um das Publikum zum Applaus zu bewegen –, nur um dann wieder mit der Musik fortzufahren.


9Symphonie Nr. 22 Es-Dur, „Der Philosoph”

Eine weitere Symphonie, die er während seiner Anstellung bei Fürst Nikolaus Esterházy komponierte. „Der Philosoph” verdankt seinen Spitznamen der langsamen, gelehrten Frage- und Antwort-Debatte zwischen den beiden Hörnern und den beiden Englischhornbläsern im langsamen Kopfsatz. Es folgen drei lebhaftere Sätze, darunter ein ungestümes Presto-Finale.


10Symphonie Nr. 52 c-Moll

Die Symphonie Nr. 52 ist ernster als die meisten seiner Symphonien, möglicherweise weil sie für den liturgischen Gebrauch komponiert wurde. 52 wurde von Haydns Biographen H.C. Robbins Landon als „der Großvater von Beethovens Fünfter Symphonie beschrieben, die ebenfalls mit mathematischer Präzision und in äußerster Prägnanz geschaffen wurde.”