Madrid bietet Liebhabern der klassischen Musik einen vollen Konzertkalender, und nach einem großartigen Konzert lassen die Madrileños den Abend für gewöhnlich mit Tapas und einem Glas Bier in einer Bar ums Eck ausklingen bevor sie gemütlich nach Hause spazieren.

Madrid, Spain
© alevision.co | Unsplash

Opernbesucher erwarten sehnlichst die Produktionen im Teatro Real. Unter der künstlerischen Leitung von Ivor Bolton bietet es eine vollgepackte Saison mit Eigen- inszenierungen, Koproduktionen mit anderen Häusern und einigen Premieren. Der Kartenverkauf beginnt einige Wochen vor dem Premierenabend. Man sollte unbedingt vorausplanen, da viele Produktionen bereits am ersten Tag ausverkaufen, besonders die etwas preiswerteren. Endet die Oper nicht zu spät (vorausgesetzt es ist keine Wagner-Oper), können sie in den schmales Gassen des Madrid de los Austrias herumwandern und in der Taberna la Cruzada für Drinks und Tapas einkehren. Eine andere Möglichkeit ist die Calle Santiago, wo Sie bei Taberneros ein formelleres Abendessen mit einer herausragenden Weinliste genießen können. Vielleicht wollen Sie die Gegend schon während des Tages erkunden und durch die verwinkelten Straßen wandern, wo sie Gitarren- und Geigenbauer sowie unendlich viele Musikgeschäfte finden. Sie kommen eventuell auch an der Reina Sofia Musikschule vorbei, wo talentierte Studenten frei zugängliche Konzerte geben (diese sind sehr beliebt, also rechnen Sie mit einer langen Schlange).

Ein weiterer wichtiger Spielort für Musiktheater ist das Teatro de la Zarzuela, das einen Schwerpunkt auf das spanische Kernrepertoire legt. Die meisten Inszenierungen entstehen am Haus selbst, andere sind Koproduktionen mit anderen spanischen Häusern. Für gewöhnlich werden Zarzuelas des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, dem goldenen Zeitalter der Zarzuela, gezeigt; manchmal auch eine Perle des spanischen Barocks. Das Innere des Theaters ist bezaubernd und mit 1,200 Sitzplätzen – 85% haben eine uneingeschränkte Sicht auf die Bühne – nicht allzu groß. Neben Zarzuelas, finden hier Liederabende und Aufführungen der Compañía Nacional de Danza statt.

Die Straßen rund um das Theater sind ruhig und es lassen sich hier nur wenige Lokale finden. Die beste Wahl ist Los Pinchitos, eine kleine Bar, in der man viele Angestellte des Theaters und den umliegenden Büros trifft, und das die authentischsten Churros mit Schokolade in Madrid bietet. Am anderen Ende der Straße ist das moderne und gehobene Kirei, das erstklassige japanische Spezialitäten serviert. Dazwischen liegt eines meiner Lieblingslokale in Madrid, Lamucca de Prado, entspannt, geräumig und hell; die Karte reicht von hausgemachter Pizza bis zu traditionellen Eintöpfen und von fruchtigem Wein bis zu den besten Gin and Tonics.

Das musikalische Zentrum Madrids ist das Auditorio Nacional, das mit seiner Eröffnung 1988 wesentlich jünger als die oben genannten Veranstaltungsorte ist. Die beiden Säle, einer für Symphonieorchester, der andere für Kammermusik, haben eine hervorragende Akustik. Es ist das Stammhaus des Orquesta Nacional de España und bringt beinahe täglich Konzerte auch von anderen Veranstaltern wie Ibermúsica, Scherzo, La Filarmónica, Excellentia und CNDM auf die Bühne.

Das Orquesta Nacional de España spielt am Freitag, Samstag und Sonntag und Karten sind leicht zu ergattern. Sollten Sie kurzentschlossen und unter 30 sein, können Sie ab einer halben Stunde vor dem Konzert eine Karte für nur 1€ kaufen (vorausgesetzt Sie haben einen Ausweis dabei). Im Gegensatz zu den bereits erwähnten Spielstätten, liegt das Auditorio Nacional in einem Wohngebiet mit Büros, was für viele etwas grau erscheinen mag. Das Kulturzentrum Fundación Juan March liegt ebenfalls im Norden Madrids. Es zeigt ausgezeichnete Ausstellungen und verschiedenste Konzerte über das ganze Jahr, entweder frei zugänglich oder zu sehr günstigen Preisen.

Das Museo Reina Sofia liegt in einer belebteren Gegend. Es war ursprünglich Teil eines Spitals sowie das Hospital San Carlos, das heute das Konservatorium (Real Conservatorio Superior de Música) Madrids ist. Das ist auch der Grund, warum die Straßen in Lavapiés nach Ärzten benannt sind. In der Jean Nouvel-Erweiterung befindet sich ein Auditorium, das als Bühne für zeitgenössische und Avantgarde-Konzerte dient. Verpassen Sie nicht die Bar im Untergeschoss: es ist eine einmalige Erfahrung, inmitten einer so beeindruckenden Architektur zu sitzen. Auch in dieser Nachbarschaft kann man sich herrlich in den kleinen Gassen verlieren, in denen sich sowohl Einheimische als auch Touristen vermischen, und wo Sie alles von senegalesischen Restaurants bis andalusischen Tabernas finden. Am nähesten zum Museum ist La Caña, das eine schmackhafte Liste an Tapas und Wein bietet.

Bekannterweise liegt der Schwerpunkt des Museums nicht auf Musik, sondern auf moderner Kunst. Hier finden Sie die Guernica sowie andere wichtige Werke von Picasso, Dalí, Juan Gris und Saura, Lucio Muñoz’ beeindruckende Skulptur und Julio González’ unglaublich persönliche Arbeiten. Bevor Sie mehr gemalte Meisterwerke im Museo del Prado bestaunen, genießen Sie doch eine kurze Pause im Botanischen Garten, eine kleine, friedvolle Oase, wo Sie Pflanzen aus aller Welt und eine umfassende Sammlung an Bonsai-Bäumen betrachten können. Er wurde vom früheren Präsidenten Felipe González gegründet und später gestiftet. Das Museo del Prado braucht wahrlich keine Vorstellung, schließlich ist es eine der berühmtesten Galerien der Welt, wo Sie Goyas und Velázquez’ berühmteste Werke sehen können. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Las Meninas zu würdigen, oder Goya’s Selbstporträt. Wenn Sie Musik in allen Varianten lieben, finden Sie hier auch eine Sammlung an Gemälden von Musikinstrumenten.

Auch in den wunderbaren Kirchen und Palästen Madrids lassen sich unzählige Konzerte finden. Der spanische Denkmalschutz kümmert sich um die Erhaltung der zur Krone gehörenden Gebäude und organisiert Konzerte in einigen von ihnen. Eines dieser Gebäude, auch wenn es dort keine Konzerte gibt, ist eng mit Musik verbunden: das Monasterio de las Descalzas Reales, 1559 von Johanna von Österreich, der Schwester von Philipp II., gegründet. Von 1587 bis zu seinem Tod 1611 arbeitete hier der Komponist Tomás Luis de Victoria. Obwohl sein Grab niemals gefunden wurde, glauben die Nonnen, die letzte Ruhestätte zu kennen. Der Konvent hat eine begrenzte Besuchszeit, und heute leben noch etwa 20 Nonnen dort. Ein Besuch des Konvents ist eine willkommene Abwechslung zu dem hektischen Leben, das es im Herzen der Stadt umgibt. Sie können auch das Museum besuchen, dessen Highlight Tapeten mit Gemälden Rubens sind, die im Museo del Prado hängen.

Wie in den meisten europäischen Großstädten ist man am schnellsten mit der Metro unterwegs. Falls Sie jedoch im Zentrum übernachten, brauchen Sie sie vermutlich gar nicht; alles liegt eng aneinander, die meisten Straßen sind Fußgängerzonen und wie ich bereits erwähnt habe, ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen Madrids ist durch nichts zu ersetzen!

Ins Deutsche übertragen von Elisabeth Schwarz.