Die Berliner Barock Solisten, 1995 von den Berliner Philharmonikern und Spezialisten für Alte Musik gegründet, brachten gemeinsam mit Frank Peter Zimmermann ein spannendes Programm mit Violinkonzerten von Bach-Vater sowie vier Symphonien von dreien seiner Söhne in den Kammermusiksaal der Philharmonie. Die zwölf Berliner Barock Solisten musizierten hochkonzentriert, die meisten von ihnen im Stehen. Gespielt wird zwar auf modernen Instrumenten; orientiert ist ihr Spiel aber an der historischen Aufführungspraxis.

Frank Peter Zimmermann
© Irène Zandel

In allen vier Symphonien wurden die opernhaften Elemente deutlich herausgestellt. So klang der Kopfsatz von Carl Philipp Emanuel Bachs Symphonie in Es-Dur wie eine Rachearie, so viel Aufruhr und empörte Leidenschaft wussten die Streicher zu entfalten. Der zweite Satz wurde dagegen wie ein Lamento gespielt. Allein im Kehraus-Schluss wurde es vergnüglich, als das Orchester die Chasse auf ihr Ende hin galoppieren ließ. Ausdrucksvoller und fast geschmeidig musiziert klang Wilhelm Friedemann Bachs D-Dur-Symphonie, mit der seine Pfingstkantate instrumental eingeleitet wurde. Besonders viel instrumentalen Belcanto entfalteten die Berliner Barock Solisten in der Aufführung von Johann Christoph Friedrich Bachs d-Moll-Symphonie, vor allem in der Arie des mittleren Satzes, in der Dämpfer den Ton zurücknahmen.

Insgesamt drei Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach erklangen an diesem Abend. Sie sind selten zu hören, weil sie nur als Cembalokonzerte überliefert sind, obwohl sie zunächst für die Geige oder ein anderes Melodie-Instrument komponiert und dafür auch wieder rekonstruiert worden waren.

In diesem durchweg lebendigen Musizieren verstand sich Frank Peter Zimmermann stets als Teil des Orchesters. Es war schön zu beobachten, wie der Solist, während er den Solopart des E-Dur-Violinkonzerts (BWV1053R) spielte, Blickkontakt mit einzelnen Musikern und Musikerinnen im Orchester aufnahm. So konnte dem Adagio-Takt, mit dem der Mittelteil des ersten Satzes schließt, der nötige Nachdruck verliehen werden. Das Siciliano des langsamen Satzes wurde fließend genommen. Mit Verzierungen und Ornamenten ließ Zimmermann aus dem Satz eine kleine Variationenfolge entstehen.

Höhepunkt in meinen Ohren war die Aufführung des g-Moll-Violinkonzerts. Leichtfüßig hielt sich die Balance zwischen Solist und Begleitung. Im langsamen Satz wurde das Orchester tatsächlich zur zweiten Haut des Solisten, wie Zimmermann selbst so treffend einmal den Idealfall einer Aufführung eines Solokonzerts beschrieben hat. Zimmermann trug die herrliche, figurenreiche Melodie des Largos im betörend schönen Klang vor und wurde präzise von leicht getupften Pizzicato-Bässen und nachschlagenden Streichern begleitet.

Beschlossen wurde der Abend mit dem A-Dur-Konzert. Das charakteristische, markante Eingangsmotiv des Ritornells wurde stets deutlich herausgestellt, um den Satz zu gliedern. Im Larghetto, das keinen Wechsel zwischen Solo und Tutti aufweist, trugen Orchester und Solist quasi gemeinsam den Ostinat durch den gesamten Satz. Mit dem zwischen Gigue und Passepied angesiedelten Schlusssatz wirbelten Solist und Orchester das Konzert seinem Ende zu.

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