Ich bin in Wien und habe heute Abend die Vorstellung von Madama Butterfly besucht. Wie angekündigt hisste die Wiener Staatsoper eine lange, schwarze Fahne zu Ehren von Johan Botha, dem im Südafrika geborenen Tenor (er wurde später österreichischer Staatsbürger), der heute am frühen Morgen seinem Krebsleiden erlag.

Die Staatsoper verkündete, sie würde die kommende Vorstellung von Turandot diesen Samstag (in der Botha ursprünglich die Rolle des Kalaf singen sollte) seinem Gedenken widmen, doch es gab auch ein kurzes Tribut vor der Vorstellung am heutigen Abend.

Als das Licht gedimmt wurde, erschien Dominique Meyer, Geschäftsführer der Staatsoper, vor dem Vorhang. Sichtlich aufgewühlt und mit tiels brechender Stimme informierte er über den zu frühen Tod Bothas und beschrieb seine zahlreichen Vorstellungen in Wien, seine Pläne für diese Spielzeit (Kalaf und Radamès) sowie einen geplanten Auftritt als Bacchus. Er wiederholte, dass Turandot diesen Samstag seinem Gedenken gewidmet sein werde und sprach Bothas Witwe und seinen zwei Söhnen sein Mitgefühl aus. Er bat das Publikum, sich zu erheben und mit ihm eine Schweigeminute zu halten. Dann flüsterte er „Danke“ und verließ die Bühne.

Man muss es nicht erwähnen, es war denkbar schwer, sich nach einem so emotionalen Tribut auf die Vorstellung zu konzentrieren, doch Orchester und Sänger taten ihr Bestes und Kristine Opolais' Cio-Cio San gab weiteren Grund, um Tränen zu vergießen. Bongiwe Nakani, eine südafrikanische Mezzosopranistin, die als Suzuki ihr Staatsoperndebüt machte, hatte passenderweise im August bei seinem letzten Konzertauftritt in Südafrika mit Botha gesungen. Der Vorhang war für Wien ungewöhnlich verhalten und wir verließen das Theater eher schnell.

Ich sehe Turandot am Samstag. Es ist ein sehr trauriger und düsterer Moment für diejenigen von uns, die Oper – und besonders Wagner – lieben, einen Tenor mit solch prächtiger und kraftvoller Stimme auf der Höhe seiner Karriere zu verlieren, doch es ist auch eine Erinnerung daran, dass das Leben kurz und wertvoll ist, und dass jeder Moment zählt.

 

Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.