Am Mittwoch, den 2. Juli, jährt sich der Geburtstag von Christoph Willibald Ritter von Gluck zum dreihundertsten Mal, aber dieses bedeutende Jubiläum wurde nun nicht gerade durch die Opernhäuser der Welt getragen. Gluck war der Initiator einer großer Opernreform, doch seine Musik - abgesehen von der beliebten Arie „Che farò senza Euridice“ aus Orfeo ed Euridice - hört man kaum in Konzertsälen und Opernhäusern. „Mögen Sie Gluck eigentlich?“ fragte mich ein Dirigent vor Kurzem, „Er ist so langweilig!“ Was die Oper betrifft, so hält sich die Meinung, das Gluck sich nicht gut verkauft, aber der Einfluss, den er auf diese Gattung hatte, war immens. Dankenswerterweise hat er aber besonders durch Riccardo Muti, John Eliot Gardiner und Marc Minkowski viel Fürsprache erhalten, und starke Vorstellungen und Aufnahmen haben es möglich gemacht, neues Publikum für seinen Stil zu gewinnen. Viel Spaß mit der Playlist unten, die die Bachtrack-Redaktion für Sie ausgewählt hat.

Gluck wurde 1714 in Bayern - in oder um Erasbach herum - geboren, aber seine Familie zog bald nach Böhmen, und seine Muttersprache blieb Zeit seines Lebens Tschechisch. Ersten Instrumentalunterricht erhielt er als Schuljunge, er lernte mehrere Instrumente und sang im Kirchenchor. 1731 schrieb er sich an der Universität Prag ein, verließ sie jedoch ohne Abschluss. Prag allerdings war ein Zentrum musikalischer Exzellenz, und Gluck nahm an Vorstellungen italienischer Oratorien teil und spielte die Orgel in der Teynkirche am Altstädter Markt.

Er reiste nach Italien und studierte in Mailand bei Giovanni Battista Sammartini. Seine Vertonung von Metastasios Artaserse war Glucks erste Oper, die am 26. Dezember 1741 im Teatro Regio Ducale uraufgeführt. Er wurde mit der Komposition von vier Karneval-Opern für Mailand in ebenso vielen Jahren beauftragt, doch er schrieb auch Opern in anderen norditalienischen Städten, und beinahe alle waren Vertonungen von Metastasio-Texten, der Abneigung des Dichters gegenüber seines Kompositionsstils zum Trotz.

Es folgte ein Besuch in London - und ein mögliches Zusammentreffen mit Händel - bevor Gluck sich im Dienste der Habsburger in Wien niederließ. Dort feierte er große Erfolge, einschließlich einer Vertonung von Metastasios La clemenza di Tito, die danach auch von Mozart vertont wurde. Später versuchte Gluck, die versteinerten Konventionen der Oper aufzubrechen. Er war der Ansicht, dass der Stil der opera seria wie der opera buffa völlig verhärtet waren, und er versuchte, die dramaturgischen Bräuche der Oper zu reformieren. Die Sänger beherrschten die Bühne und hielten mit viel Geprahle und Verzierungen in den Arien die Handlung auf. Gluck wollte die Oper zu ihren dramatischen Wurzeln zurückführen; ein Großteil des blumigen Vokalstils wurde einfach abgestreift, ebenso das Secco-Rezitativ (nur vom Continuo begleitet), um einen flüssigeren Stil des Musikdramas zu schaffen - er wolle schließlich weder einen Schauspieler wegen eines ermüdendes Ritornells inmitten eines Dialoges aufhalten, noch darauf warten, dass das Orchester ihm Zeit gibt, um für die Kadenz Atem zu holen. Er versuchte zu komponieren, ohne die Handlung zu unterbrechen oder sie mit unnützen Ornamenten zu überfrachten. Zu Glucks größten dieser ersten Erfolge im neuen Stil zählen Orfeo ed Euridice und Alceste. Dieser Stil beeinflusste auch das Denken späterer Komponisten wie Richard Wagner.

Weitere reisen führten Gluck nach Paris, wo er acht Opern schrieb, in denen er den französischen und italienischen Stil kombinierte. Unter der Schirmherrschaft Marie Antoinettes unterschrieb er einen Vertrag für sechs Werke für die Opéra Paris, beginnend mit Iphigénie en Aulide. Die Uraufführung dieser Oper löste eine große Debatte aus, in der Glucks Gegner von Befürwortern des neapolitanischen Stils angeführt wurden, wie ihn Niccolò Piccinni verwendete.

Glucks größter Erfolg in Paris - und überall anders – war die 1779 entstandene Oper Iphigénie en Tauride, deren Rezitative kürzer waren (récitatif accompagné;), was wiederum dazu betrug, die Handlung voranzutreiben. Nach einer unbefriedigenden Reaktion auf Echo et Narcisse verließ er Paris und kehrte nach Wien zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

 

Glucks bekannteste Arie ist zweifellos „Che farò senza Euridice“ aus Orfeo ed Euridice. Von dieser Oper existieren mehrere Fassung. In dieser Wiener Fassung (auf Italienisch) von 1762 singt Agnes Baltsa die Rolle des Orfeo: 

Als Gluck seine Oper 1774 für Paris überarbeitete, schrieb er die Rolle des Orphée für hohen Tenor. Hier singt Juan Diego Flórez „J'ai perdu mon Eurydice“: 

Dieser Auszug stammt aus Orphée als Ballett-Fassung, choreographiert von Pina Bausch: 

Der „Tanz der Furien“ ist ein Orchester-Highlight der Oper, hier gespielt von den fabelhaften Musiciens du Louvre und Marc Minkowski: 

Aus Glucks Oper Ezio nun die Arie der Titelrolle, „Se il fulmine sospendi“, gesungen von Countertenor Franco Fagioli: 

Im folgenden Ausschnitt aus Armide singt Patricia Petibon Armides Arie am Ende der Oper, „Le perfide Renaud quand le barbare“ 

Glucks erfolgreichste Oper ist wohl Iphigenie en Tauride, aus der Sie hier die stürmische Einleitung und den Chor hören:

Gluck komponierte auch eine Ballett-Musik zu Don Juan ou Le Festin de Pierre. In diesem Video sehen Sie eine Aufführung in Versailles 2006, einschließlich des Fandango und der Höllenfahrt:

Nicht alle von Glucks Kompositionen aber sind für die Bühne – so zum Beispiel die Symphonie in G-Dur (Weimarer Symphonie), Wq. deest, Chen G3:

 

Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck