Es war womöglich das Zusammentreffen mit Anton Friedrich Justus Thibaut in Heidelberg, das Schumann den Weg aus seinem unliebsamen Jura-Studium deutlich machte. Thibaut - wohl der einzige Professor, der Schumann je begeistern konnte - veranstaltete privat Musizierabende, an denen Schumann auch "alte Musik" wie die Oratorien Händels kennenlernte. Als er sich endlich für eine musikalische Laufbahn entschieden hatte, schrieb er an seine Mutter: „Folg ich meinem Genius, so weist er mich zur Kunst, und ich glaube zum rechten Weg.“
Innerhalb weniger Jahre wollte er es mit jedem anderen Klavierspieler aufnehmen, doch seine Karriere als Pianist endete, noch bevor sie begann. In seiner immensen Verbissenheit hatte Schumann sich schon immer an der Abhängigkeit der Finger voneinander gestört und daher eine mechanische Apparatur ersonnen, die jedem Finger Stärke und Unabhängigkeit von den andern Gliedern verleihen sollte. Das Gerät wurde sodann im Selbstversuch ausprobiert, doch mit schweren Folgen: nicht Flexibilität und Kraft, sondern eine Sehnenscheidenentzündug und damit einhergehende Schädigung des rechten Ringfingers waren die Folge, an eine große Karriere als Pianist war nicht mehr zu denken.
Gezwungenermaßen schlug er darauf neue Wege ein und konzentrierte sich aufs Komponieren. Von diesen frühen Kompositionen ist besonders die Toccata op. 7 erwähnenswert: in diesem hochvirtuosen Stück erfahren vor allem die äußeren, eigentlich schwächeren Finger besondere Belastung - eine kleine Reminiszens an Schumanns eigene Versuche, die schwächeren Finger auf Trab zu bringen?
Bei György Cziffra kann man das gut beobachten:
Natürlich beschränkte sich Schumann beim Komponieren nicht nur auf Klaviermusik: Jahrweise erschloss er sich sozusagen en bloc die musikalischen Gattungen: Den Stücken für Klavier folgten nach seiner Hochzeit mit Clara Wieck zunächst Werke für Chor und unzählige Lieder wie der Zyklus Dichterliebe, aus dem der folgende Auszug stammt:
Thomas Quasthoff singt "Hör ich das Liedchen klingen"
Danach ging Schumann zur symphonischen Produktion über, der ein systematischer Durchgang durch die Kammermusik folgte. Aus dieser Phase stammt beispielsweise die Symphonie Nr. 2 in C-Dur, die erst kürzlich sehr erfolgreich vom London Symphony Orchestra gegeben wurde (hier lang zur Kritik). Sie entstand in einer Zeit, in der Schumanns Gesundheitszustand einen ersten Tiefpunkt erreicht hatte; und die immensen Schwankungen der Stimmung zeichnen sich in jedem Thema ab:
In seiner letzten Schaffensphase wandte sich Schumann schließlich auch der Kirchenmusik zu, und der Motette Verzweifle nicht im Schmerzenstal folgten bald das Requiem sowie die Missa sacra mit ihrem wundervollen Agnus Dei:
Mit der Messe sind wir auf diesem kleinen Streifzug durch Schumanns Kompositionen nun im Jahre 1953 und beinahe am Ende seines Schaffens angekommen.
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