Für den zweiten Platz gibt es nunmal keinen Preis. Tut uns leid, Beethoven, aber der erste Platz für den Komponisten mit den meisten Vorstellungen in 2017 geht zurück an Wolfgang Amadeus Mozart, während Hallelujah-Chöre auf der ganzen Welt Händels Messias als meistgespieltes Werk bejubeln. Auch heuer hatte die Bachtrack-Datenbank wieder ähnlich viele Veranstaltungen wie letztes Jahr aufgelistet, rund 32,000.
Hier finden Sie die vollständige Infografik.
Wenn Sie einen Blick auf die „Top 6 Konzert-Komponisten”-Graphik werfen, sehen Sie, dass J.S. Bach den Abstand zu den meistgespielten Komponisten, Mozart und Beethoven, verringern konnte und es bleibt spannend zu sehen, ob er in den kommenden Jahren die zwei Giganten einholen kann. In der gleichen Graphik sehen Sie, dass Brahms und Schubert etwas zurückgefallen sind und schon eher zu den Verlierern dieses Rennens gehören. Hinter diesen sechs kann alles passieren.
Sie bilden ein Grüppchen mit rund 700 - 1,130 Veranstaltungen, es kann also jeder mit einem guten Jahr eine bessere Position erreichen, und natürlich hat 2018 Debussy sein großes Jahr und liegt ohnehin schon auf Platz 12… Außenseiter Leonard Bernstein konnte sich 2017 bereits von Platz 43 auf 27 verbessern und sein Jubiläum kann ihm dabei noch behilflich sein. Aber es wird bestimmt nicht leicht für ihn, in die Top 20 zu kommen.
Dieses Jahr wollten wir herausfinden, wie patriotisch jedes Land ist, basierend auf dem Anteil der gespielten Werke heimischer Komponisten. Ein Beispiel: 13% der in Großbritannien gespielten Werke stammen von britischen Komponisten; im Gegensatz dazu stammen 6% aller weltweit gespielten Stücke aus Großbritannien. Für fast alle Länder ist diese Zahlen ähnlich, mit Ausnahme von Deutschland und Österreich, die hier besonders patriotisch erscheinen, und Spanien, wo 10,4% der gespielten Musik von spanischen Komponisten stammt, weltweit allerdings nur 1,2%! Wir haben nur Länder betrachtet, in denen wir ein ausreichend hohe Anzahl an Konzerten in der Datenbank hatten, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.
Das Faszinierende daran ist, dass wir weiters betrachtet haben, welche Musikepoche in jedem Land gespielt wird (abgesehen von den USA, da diese vor dem 20. Jahrhundert wenig einige Musik hatten). Ein enormer Unterschied lässt sich zwischen dem Rest der Welt und Österreich erkennen, wo das Publikum mehr an seinem österreichischen klassischen Repertoire interessiert ist, als am zeitgenössischen.
2013 haben wir der Welt erzählt, dass es nur eine Frau in die Liste der 100 aktivsten DirigentInnen weltweit geschafft hatte. Vier Jahre später sind es bereits fünf. In den kommenden 5-10 Jahren sollte sich ein weiterer Anstieg zeigen, und wir werden diesen beobachten. Die aufregendste Newcomerin ist Mirga Gražinytė-Tyla, seit 2016 Dirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestras und 2012 Gewinnerin des Salzburger Young Conductors Awards.
Die 10 aktivsten Dirigenten (alles Männer) schwanken im Alter ab 36, mit Jakub Hrůša, der nicht nur Chefdirigent der Bamberger Symphoniker ist, sondern auch Erster Gastdirigent des Philharmonia Orchestras und des Tokyo Symphony Orchestras, und erst kürzlich zum ständigen Gastdirigenten der Tschechischen Philharmonie ernannt wurde. Es ist wirklich keineswegs überraschend, dass er 63 Konzerte und 18 Opern leitete. Der älteste Mann am Pult ist Herbert Blomstedt, der seit 10 Jahren auf unserer Liste der aktivsten Dirigenten erscheint und bereits ehrwürdige 90 ist. Selbstverständlich sollten wir das Glas erheben und auf ihn anstoßen.
Wir halten immer ein Auge offen für zeitgenössische Veranstaltungen, wo seit 2011 Arvo Pärt die Liste mit den meistgespielten Werken anführt. Dieses Jahr bekommt er den Titel zum siebten Mal, aber es scheint, als ob sich die Dinge etwas verschieben und seine Führung durchaus in Gefahr ist – John Williams und John Adams sind in Reichweite.
Es ist immer faszinierend, die meistgespielten Werke des Kernrepertoires in unserer Statistik zu sehen und dieses Jahr scheint es, dass die Romantische Musik etwas an Bedeutung verliert, zugunsten Musik des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts. Wer weiß, vielleicht bevorzugt das Publikum immer Musik des vorangegangenen Jahrhunderts? Leider gab es noch nicht immer weltweite Statistiken dieser Größenordnung, um dies zu überprüfen.
Ins Deutsche übertragen von Elisabeth Schwarz