Abgesehen von einer Köthener Trauermusik auf Auszüge der Matthäus-Passion sind für den März nur zwei Kantaten Bachs erhalten, weil in Leipzig zur Fastenzeit keine Kantate musiziert worden war. Beide erlebten ihre Uraufführung am 25. des Monats, die eine originär 1714 in Weimar, die andere 1725 in Leipzig aus Anlass des Fests Mariä Verkündigung, das in beiden Jahren mit Palmsonntag zusammenfiel. Beide sind sie auch absolute Klassiker unter den Bachkantaten, nämlich Himmelskönig sei willkommen, BWV182, und Wie schön leuchtet der Morgenstern, BWV1. Da ich mich immer auf ein Stück zu beschränken habe, erlaube ich mir, Ihnen die erstverfasste Kantate jetzt vorzustellen. Das liegt zum einen profan daran, dass ich Ihnen eine Kantate auf den Text meiner heimatlichen Berühmtheit Philipp Nicolai – wie bei BWV1 – im November präsentiert hatte. Zum anderen an meiner Vorliebe für die Blockflöte, die eine tragende Position einnimmt und damit in Bezug zu einem Aspekt steht, über den sich bei diesem Werk zu erzählen lohnt.

Und dieser hängt mit Weimar zusammen. Bach war am Hof tätig und spielte die Orgel, die ein besonderes Kuriosum auf einer bereits vorhandenen Eigentümlichkeit darstellte. Sie befand sich schließlich direkt unter dem Dach der schmalen Schlosskirche „Himmelsburg“, die eine so winzige Musikempore (genannt Capella) hatte, dass zum einen recht wenig Platz für Instrumentalisten und Sänger zur Verfügung stand und zum anderen der Großteil des Pfeifenwerks schon ausgelagert werden musste, durch einen überbrückenden Anbau nach draußen. Dennoch ließ Bach das vorhandene (Erfurter) Instrument 1712 durch den ansässigen Orgelbauer Trebs noch vergrößern, was neben den prekären Witterungseinflüssen durch eine überlastete Statik dazu führte, dass das Betreten der Capella von mehreren Personen zu einem risikobehafteten Spiel mit dem Leben geriet.

Nicht ganz so gefährlich bei Bachs kleinbesetzter Kantate, seiner ersten nach der Ernennung zum Konzertmeister mit der Verpflichtung „monatlich neüe Stücke ufführen“ zu müssen, bei der Christi Ankunft im (Ober-)Lichte von Altarraum und Dachgeschoss für die fürstliche Gemeinde unten gewirkt haben muss, wie der tatsächlich inszenierte Einzug Jesu in Jerusalem. Die französische Sinfonia begrüßt den schreitenden König des Himmels auf der Erde und damit in den pochenden Herzen der Menschen mit den einfachen, von den Palmen des Altars inspirierten, demütigen Klängen der Blockflöte und dem Oberstimmenpartner der Violine über dem Streicher-Pizzicato, wobei die Töne die typisch barocken Schatten von Leidensweg und Passion sowie gleichzeitigen Zeichen gläubigen Trosts durch Auferstehensfreude vorauswerfen. Die Stimmen der Gläubigen dürfen sich dabei im Titel-Chor mit selten so virtuoser Sopranblockflöte selbst in unvergleichlich eindrücklicher, erwartungsbeseelter Manier artikulieren.

Christus wendet sich mit seiner ihm zugewiesenen Bassstimme im Rezitativ-Arioso kurz persönlich an die Hörer, indem er auf den kommenden Kreuzestod hinweist, ehe sie sich in der Arie mit konzertierender Violine „Starkes Lieben“ zum wissenden Zuschauer des Leides wandelt, das Jesu durch seinen Glauben an den allmächtigen Vater einging. Die Alt-Arie mit Blockflötensolo „Leget euch dem Heiland unter“ beschreibt die klagende, aber geistlich unausweichliche Fügung unter den Willen des Herrn, nach der der Tenorpart „Jesu, lass durch Wohl und Weh“ mittels des arbeitend-nervösen Continuos den Gläubigen das beschwerliche Leben und abverlangende Gelöbnis vor Augen führt. Diese quittieren die Erkenntnis des Himmelsversprechens mit dem Choral „Jesu, deine Passion“, dem Bach in noch prägnanterer und formtypischer Sprache eines tänzerischen Coros mit „So lasset uns gehen in Salem der Freuden“ die vertrauliche Erlösung anfügt.